Das verflixte 7. Jahr

Man sollte es kaum für möglich halten, aber diese schier unglaubliche Geschichte begann 2010 ihr siebtes Jahr, 2011 das achte. Seitdem ich mich gegen den Berliner Funker gewehrt habe sind 91 Monate vergangen oder ca. 2780 Tage oder 66.720 Stunden, von denen ich die Tage, in denen ich von meinen Widersachern nichts sah, hörte oder spürte, an zehn Fingern abzählen kann.
Natürlich muss an dieser Stelle die berühmte Frage aller Gequälten kommen: In was für einer Welt leben wir eigentlich, in denen Geschichten wie diese geschehen können? Die Menschheit hat sich aus dem Urschlamm heraus zu etwas entwickelt, das wir stolz höhere Zivilisation nennen. Wir haben viel geleistet, die Welt bewohnbar zu machen. Wir haben mit der Erfindung von "Fluggeräten" unsere Fortbewegung revolutioniert, nachdem wir, in Relation zur Erdgeschichte, gerade erst gelernt hatten, aufrecht zu gehen. Wir haben es geschafft, unsere Lebenserwartung vom Neandertaler bis heute um das dreifache zu erhöhen. Einiges von uns haben es sogar geschafft, sich mit dem, was sie sich selbst erarbeiten, zufrieden zu geben und nicht im Kampf ums Goldene Kalb erneut die Keulen zu schwingen.
Parallel zu allem haben wir Big Boy erfunden, der mit seiner Kernspaltung tausende von Vietnamesen verglüht hat, wir basteln Phosphorbomben zusammen, deren schwelende Verletzungen sich nicht löschen lassen und die Getroffenen von innen heraus verschmoren. Wir schlachten uns gegenseitig ab, weil wir den "falschen" Religionen angehören. Und einige Unzufriedene unter uns hauen sich eben doch im Kampf um das Goldene Kalb die Köpfe ein.
Wir, die wir fernab von Phosphorbomben, Häser pulverisierenden Raketen und bluttriefenden Macheten unser Dasein fristen, finden unser Leben zumindest so lebenswert, dass wir es darin lägere Zeit aushalten. Jedenfalls die meisten von uns. Wir kämpfen uns durch die Widrigkeiten des Alltags, die Tücken der Krankheiten und meckern über die Arbeit. Einige von uns genießen ganz einfach die Tage, die ihnen auf Erden gewährt werden, andere haken mühselig Tag für Tag ab, wieder andere flüchten sich in Computerspiele wie War Crafts und ziehen sich in fiktive Paralleluniversen zurück.
Die Spezie, die sich an meine Fersen geheftet hat, zieht Realityspiele dem eigenen Leben vor. Big-Brother-Hörbücher mit Kopfhörern vor dem Funkgerät. Doch in den vergangenen sechs Jahren habe ich viel gelernt. Ich weiß mittlerweile, wie man mit einem einfachen Scanner und ein paar einfachen Sendern Wohnungen abhört, ich weiß, wie man Funkgeräte an Hausleitungen hängen, um sich einen bequemen Nebenanschluss zu dem Anschluss einzurichten, den man abhören möchte, ich weiß sogar, dass es preiswerte Software gibt, die über die Rooter von DSL- und sonstigen Anschlüssen ein- und ausgehende Telefongespräche aus fremden Wohnungen akribisch dokumentieren kann.
Ich weiß, wie man Löcher in Decken bohren muss, um Sender unter den Bodendielen einer Wohnung zu verstecken, ich weiß, wie man Heizungen und Stromleitungen nutzen kann, um Leute zu quälen. Und ich weiß noch etwas: das ideale Opfer ist derjenige, der sich nicht wehrt. War es schon seit Menschengedenken. Dieses ist das verlixte 7. Jahr, in dem, dem Volksmund nach, Ehen geschieden werden und Beziehungen auseinandergehen. Für mich ist es das Jahr, in dem ich auf meine Art zurückschlagen werde. Ich habe mich nie stärker gefühlt, seit mir die Erkenntnis kam, dass ich nichts mehr zu verlieren habe. Einige von denen, die mich gepiesackt haben, haben vielleicht schon Familien gegründet und Kinder in die Welt gesetzt. Vielleicht sind sie sogar schlauer geworden und haben begriffen, dass sie versucht haben, einen Menschen in den Tod zu hetzen. In Hameln beteiligen sich sowohl junge Leute als auch Rentner am Quälen. Es wird kein Ende geben, und diese Gewissheit und nicht zuletzt das Wissen, das ich vorher nicht hatte, meine Widersacher beim Namen nennen zu können, verleiht mir die nicht zu stoppende Energie, etwas bewegen zu wollen. Die leidige Angelegenheit mit einem Knall vom Tisch zu sprengen, der von München bis Sylt zu hören sein wird.
Ich habe Kontakte zu anderen Betroffenen geknüpft, ich habe Kontakte zu Funkern geknüpft, und wie sich herausstellen wird, ist, auf lange Sicht gesehen, die Feder noch immer stärker als das Schwert.
Ich danke all denen, die sich auf meine Seite gestellt haben, vor allem denen, die mir Namen und Infos geliefert haben, an die ich sonst nie im Leben gekommen würe. Ich bedaure all diejenigen, die die Öffentlichkeit automatisch mit verurteilen wird, weil sie Idioten in ihren Reihen haben, die nicht wissen, was sie tun.